Liebe Musik-Freundinnen und -Freunde,
vor genau 300 Jahren, am Karfreitag 1724, erklang Bachs Johannes-Passion zum ersten Mal. Für die konservativen Leipziger Ratsherren und Kirchenoberen muss die musikalische Kraft und dramatische Wucht dieser neuen Passionsmusik »unerhört« und geradezu schockierend gewesen sein. Aber nicht allein die Theatralik von Bachs Musik, sondern auch seine theologische Akzentuierung dürfte Anstoß erregt haben. Denn Bach nimmt in der Johannes-Passion bereits die Auferstehungshoffnung vorweg, die in Leipzigs Kirchen erst zu Ostern und noch nicht am Karfreitag Raum einnehmen sollte. Er musste die Passion für 1725 umarbeiten.
Im Mittelpunkt stehen – neben der Passionserzählung und kontemplativen Reflexionen – die aufwühlenden Volkes-Szenen und die Verhandlung zwischen Pilatus, Jesus und der aufgebrachten Menge. Damit rückt Bach die menschliche Tragödie des Pilatus in den Vordergrund, der zwischen dem Gefangenen Jesus und dem tobenden Mob hin- und hergerissen ist und schließlich aus Angst vor dem wütenden Volk gegen sein Gewissen entscheidet. In seinem Buch »Bach – Musik für die Himmelsburg« bezeichnet der Dirigent John Eliot Gardiner die Johannes-Passion als »eine Mischung aus Erzählung und Meditation, Religion und Politik, Musik und Theologie, wie sie kühner und komplexer kaum je ersonnen wurde«.
Wir laden Sie ein, Bachs »Johannes-Passion« am Karfeitag in der heute wieder üblichen Fassung
von 1724 zu erleben:
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Johann Sebastian Bach
»Johannes-Passion«
Karfreitag, 29. März 2024, 19:00 Uhr
Herkulessaal der Münchner Residenz
Julia Duscher (Sopran) • Jan Börner (Altus)
Georg Poplutz (Tenor) • Dominik Wörner (Bass)
L’arpa festante • Arcis-Vocalisten
Leitung: Thomas Gropper
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